Sehnsuchtsort Schule?

„Worauf freut Ihr euch am meisten, wenn der Lockdown vorbei ist?“ Diese Frage an unsere Konfis hatte eine Antwort, die mich vor 2 Jahren noch überrascht hätte: „Auf die Schule!“ Ist die Schule tatsächlich ein Ort, nachdem sich Jugendliche sehnen? Schule als „Sehnsuchtsort“?

In der Tat: Es fehlt die Klassengemeinschaft. Die Gespräche und Wettkämpfe auf dem Pausenhof. Es fehlt der Vergleich mit anderen, und die Orientierung: Wer bin ich und wo stehe ich gerade?

Während ich diese Zeilen schreibe, wundere ich mich über die „Öffnungstrategie“ für alles Mögliche – da ist viel von Zahlen und Daten die Rede, aber wenig von den Seelen junger Menschen. Eine Öffnungsstrategie für Schulen würde für mich bedeuten: Wie gehen wir auf die Kinder und Jugendlichen zu? Wie verarbeiten wir die fehlenden Sozialkontakte? Viele Jugendliche sind ernsthaft bemüht, ihren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie zu leisten – wie bringen wir ihnen wieder Leichtigkeit bei?

Die Chance ist da, denn anders als früher freuen sich die Kinder wieder auf die Schule. Das ist eine unglaublich gute Gelegenheit!

Ich fürchte aber, dass die Fehler der Vergangenheit wiederholt werden: Hektische Versuche, versäumten Lernstoff nachzuholen. Zu viele Kinder in zu kleinen Klassenzimmern. Druck auf die Lehrkräfte. Wenn es so käme, wäre die Sehnsucht nach Schule schnell wieder verflogen, und eine wertvolle Chance vorbei.

Übrigens: In der Emmauskirche finden sich in den Fensternischen 9 „Sehnsuchtsorte“, die ein Team in unserer Gemeinde gerne mit möglichst vielen Menschen teilen will. Die Fensternischen zu besuchen ist wie eine Gedanken-Reise – auch an Orte, die derzeit unzugänglich sind. Sehnsuchtsorte sind aber immer Orte, die uns Leichtigkeit vermitteln. Die Schule hatten wir tatsächlich nicht als Sehnsuchtsort im Blick!